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Der Tutnix

Möttchen berichtet

Ich nehme an, diese Situation kommt vielen von euch bekannt vor: Ihr seid unterwegs auf Spazottel, euern Hundefreund führt ihr - aus welchem Grund auch immer - an der Leine. Plötzlich kommt euch ein anderer Hundekumpel entgegen, nicht angeleint. Seine Bezugsperson ist - wenn überhaupt - nur schemenhaft am Horizont zu sehen. Übers Feld ist noch der beschwichtigende Ruf zu hören: "Der tut nix, der will nur spielen!"

Foto: Pixabay
Foto: Pixabay

Ich gebe es zu - uns ist es auch schon passiert, dass ich einen interessanten und sympathischen Hundefreund gesehen habe und unbedingt da hin wollte!  Meine Ohren habe ich auf 100% Durchzug gestellt als der Rückruf kam. Esther musste mich schliesslich vor Ort einsammeln und hat sich beim anderen Team tausendmal entschuldigt. Glaubt mir, sie war "not very amused" und sehr froh, dass sie nicht mit Hundetrainerin angeschrieben war...

Aber wie sagt man? Nobody is perfect! :-)

Ganz oft gehen solche Begegnungen ja gut aus - und doch es gibt eben auch immer wieder Situationen, in denen wir nicht zum anderen Hundekumpel hin sollen. 

Sei es

- weil der andere Hundekontakte nicht mag... 

- weil er grad frisch operiert worden ist...

- weil er eine Verletzung auskuriert und nicht rumdüsen darf...

- weil das Hundemädel grad läufig ist...

- weil er sich vor Artgenossen fürchtet...

Es gibt zig unterschiedliche Gründe, weshalb ein Kontakt zwischen den Hundekumpels grad nicht passt.

Ganz grundsätzlich gilt: Wird der andere Hund an der Leine geführt, werde auch ich an die Leine genommen! = Einfachste Hunde-Knigge-Regel, die's gibt.

 

Bitte beachten:

Wenn euch ein Hund begegnet, der eine gelbe Schleife an der Leine oder ein gelbes Tuch um den Hals trägt, bedeutet das: MEHR ABSTAND HALTEN BITTE.

Es wäre toll und das Leben für viele Kumpels und deren Menschen einfacher, wenn so viele Hundefreunde wie nur möglich sich an diesem Farb-Code orientieren und den Wunsch nach mehr Distanz berücksichtigen würden!

 

 

Zurück zu unserem Tutnix.

Wie kann in dieser Situation abgeschätzt werden, ob die Begegnung eher freundlich oder eher unfreundlich ablaufen wird?

Es ist gar nicht immer einfach, das vorherzusagen. Wenn folgende Verhalten beobachtet werden können, stehen die Chancen auf eine freundliche Begegnung tendenziell gut:

- das Tempo wird beim aufeinander Zugehen gedrosselt

- die Bewegungen sind kurvig und weich

- es ist viel seitliche Bewegung zu sehen

- die Körperhaltung ist entspannt

- der Gesichtsausdruck ist weich

- beim Kontakt kreiseln die Hund Nase zu Hintern

- weites, eher langsames Wedeln (grosse Amplitude).

Eine freundliche Begrüssung dieser Art kann anschliessend in ein Spiel übergehen. Oder aber die Hunde finden: „Nett, dich kennengelernt zu haben Kumpel. Ich habe aber grad keine Lust zum Spiel.“ Das ist völlig ok. Man soll und kann Hunde nicht zum Spielen zwingen! Spiel ist immer freiwillig!

Eine tendeziell angespannte Hundebegegnung ist vorhersehbar, wenn der Tutnix und/oder mein Hund

- die Muskulatur anspannt

- die Beine durchdrückt

- seine Körperhaltung gerade aufrichtet

- sich frontal zum anderen Hund ausrichtet

- einen eher steifen und staksigen Gang hat

- die Rute hoch und steif trägt

- den anderen Hund direkt anstarrt

- ihn anbellt, anknurrt, anspringt.

Passiert uns das im Alltag, splittet Esther die Begegnung so früh wie möglich, indem sie zwischen mich und den anderen Hund tritt. Dieses Unterbrechen des Sicht- und Blickkontaktes nimmt in der Regel bereits Tempo und Energie aus der Situation.

Und selbstvererständlich werde ich von Esther ganz grundsätzlich für alle netten Verhalten verstärkt, d.h. markiert und stimmlich gelobt. Also wenn ich mich körperlich zurück nehme, mich wegdrehe, meinen Kopf runter nehme etc. Futterbelohnungen gibt sie mir in solchen Momenten nicht, denn das könnte die Situation mit dem fremden Hund zusätzlich verschärfen.

 

Das Wichtigste aber für mich persönlich in solchen Situationen ist: Esther ist und bleibt neben mir, unterstützt mich und hilft mir!

 

Immer noch und immer wieder wird von Fach- und anderen Personen der Ratschlag erteilt, dass die Bezugspersonen bei (konflikthaften) Hundebegegnungen zügig weiter gehen sollen - wir Hunde würden das Ganze dann schon unter uns regeln.

Blödsinn, kann ich dazu nur sagen! Den ganzen Tag, rund um die Uhr bekommen wir von unseren Menschen gesagt, wo's lang geht, was ansteht, was zu tun oder zu lassen ist - praktisch unser ganzer Tag wird vom Menschen bestimmt und vorgegeben. Und genau dann, wenn's brenzlig wird, sollt ihr uns sagen: „Mach das mal alleine mit dem aus. Ich bin dann mal weg!“

Hallo?? Allen, die euch das raten könnt ihr entgegnen, dass ihr nicht asozial seid und dass ihr euren Hundefreund mit Garantie nicht im Stich lasst, wenn's ernst wird!

Denn gerade in schwierigen Situationen brauchen wir nämlich eure Unterstützung.

Indem

- ihr in unserer Nähe bleibt und uns nicht wegschickt, wenn wir bei euch Schutz
  suchen.

- ihr uns durch schwierige Situationen coacht, uns nett ansprecht, uns verbal
  unterstützt, evtl. sagt, was wir tun können.

- ihr uns aus der Situation helft.

Eines von mehreren Kriterien einer tragenden Beziehung und starken Bindung – sei es zwischen Mensch + Mensch oder eben auch zwischen Mensch + Hund - ist:
sich gegenseitig helfen und sich unterstützen!

 

In diesem Sinne: sei nett zueinander! :-)

Eure Nayeli

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