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Spiel oder Ernst? Spass oder Stress?

Möttchen berichtet

Foto: Pixabay
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Vor ein paar Tagen sind wir am Waldrand einem panisch um sich blickenden  und hektisch hin- und her rennenden Hundekumpel be-gegnet. Von seiner Bezugs-person war weit und breit nichts zu sehen.

Mir war der hübsche junge Hundemann grad auf den ersten Blick sympathisch und ich habe ihn zum Spiel aufgefordert. Doch da war nichts zu machen. Er war zu gestresst und hatte zu viel Angst, als dass er sich hätte auf ein Spiel einlassen können.

 

Während Esther und ich noch überlegten, was wir mit dem Hundemann machen sollen, kam quer durch den Wald eine Frau auf uns zu gesteuert. Über das ganze Gesicht grinsend sagte sie zu ihrem Hundekind:

„Siehst du? So kann es kommen, wenn du nicht auf mich achtest. Plötzlich bin ich dann nämlich weg!“

Ungefragt erklärte uns die Frau, dass sie sich ab und zu auf dem Spaziergang verstecke damit ihr Hund lerne, sie nicht aus den Augen zu lassen und immer mit einem Teil der Aufmerksamkeit bei ihr zu sein. Sie würde das spielerisch auf diese Art trainieren und es funktioniere ganz oft super gut. Sie und ihr Hund hätten viel Spass dabei. Mit einem fröhlichen „Tschüss“ drehte sie sich um und ging zügig des Weges, ihren Hund im Schlepptau.

Mal ganz abgesehen von den Nebenwirkungen, die dieses Versteckspiel haben kann,
-> es kann den Trennungsstress aktivieren und der Hund bekommt evtl, plötzlich auch
   Panik, wenn er alleine zu Hause gelassen wird...
-> es kann das Vertrauen in die Bezugsperson schwächen, weil sie nicht verlässlich
   ist...
-> die Erwartungssicherheit wird geschwächt und das ist ein enormer Stressor im
   Hundealltag

sieht ein Hund der Spass hat, sich freut und spielt, definitiv anders aus als dieser arme Hundefreund! Wetten, dass der an dieser Art "Versteckis" absolut keine Freude hatte?

Ich persönlich kann auf unseren Spaziergängen immer wieder völlig entspannt in die Hundewelt abtauchen und meine Umwelt erkunden. Es gibt für mich da nämlich immer unendlich viel zu gucken, zu lesen, zu riechen und zu untersuchen. Dabei kann ich mir sicher sein, dass Esther währenddessen nicht einfach und urplötzlich vom Erdboden verschluckt wird und nicht mehr da ist!

Wenn sie nämlich mal aus meinem Blickfeld verschwindet und eine andere Richtung einschlägt, ruft sie mir immer unser Signal „tschüss“ zu. Höre ich das, kann ich mich kurz zu Esther orientieren und gucken, wo sie hin geht. Ob ich nun meine Schnuffelstellen-Untersuchung noch zu Ende bringe oder mich grad umdrehe und Esther folge, das kann ich selbst entscheiden. Tschüss bedeutet nur: Esther geht jetzt in eine andere Richtung und/oder aus meinem Blickfeld.

So muss ich also nicht während dem ganzen Spaziergang meine Aufmerksamkeit einerseits mit der interessanten Umgebung und andererseits mit Esther teilen - denn geteilte Aufmerksamkeit ist sehr anstrengend, stressend und braucht viel Impulskontrolle!

Auf unseren Spaziergängen strukturieren wir den Wechsel zwischen meinem Abtauchen in die Hundewelt und dem Auftauchen in die Menschenwelt. Es gibt Phasen, da bin ich mit der Aufmerksamkeit bei Esther, weil

-> wir zusammen grad etwas üben...

-> ich auf sie achten muss, weil sie mir etwas mitteilt...

-> ein Jogger kommt, ein Velo uns überholt...

-> wir an einem Stromzaun vorbei laufen...

Dann gibt es Phasen, da kann ich mich in die Hundewelt abmelden, mein Ding tun und mich dabei darauf verlassen, dass Esther es mir sagt, wenn sie meine Aufmerksamkeit braucht.

 

Und manchmal spielen auch wir Verstecken. Unser Versteckspiel hat eine klare Struktur:

 > Ich bekomme das Signal „warten“ und kann dann zuschauen, wie Esther sich eine
   kurze bis mittlere Distanz entfernt und manchmal auch für einen klitzekleinen Mini-
   Augenblick aus meiner Sicht geht.

 > Kaum ist sie weg, ertönt ihr Pfiff und ich sause wie der geölte Blitz los .

 > Wenn wir uns gefunden haben, dann machen wir so richtig Party. Ich werde
   überschwänglich gelobt, bekomme Leckerli geworfen oder darf Paste lecken und
   auf meinem Quitschball rumtrampen und rumkauen.

Manchmal gibt es sogar noch ein zusätzliches Suchspiel wenn Esther für mich den Futterbeutel ausgelegt hat!

Ich versichere euch, so macht Spielen mit der Bezugsperson definitiv Spass!

 

Mit fröhlichem Wuff

eure Nayeli

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